Über Leben in Demmin
10.02.2025 16:00
Doku, D 2017, 90 Min, FSK 12, Regie: Martin Farkas
Das Kinder- und Jugendparlament zeigt in Kooperation mit dem Team Jugend der Offenen Kinder- und Jugendarbeit den Film „Über Leben in Demmin“. Dabei gibt der Film einen Einblick in das Leben einer Stadt, die von der politischen Geschichte besonders geprägt wird. Im Rahmen der politischen Bildung setzt „Über Leben in Demmin“ starke Akzente in den Themenbereichen der Erinnerungskultur, der Gesellschaft und dem Extremismus. Im Anschluss besteht für alle Interessierten die Möglichkeit am Nachgespräch im Pfarrheim St. Bonifatius teilzunehmen.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Aktionswoche zur Bundestagswahl „deine Meinung“ statt.
Im Frühjahr 1945 wird Demmin, eine kleine Stadt in Mecklenburg-Vorpommern, zum Ort einer schrecklichen Tragödie: Während die Rote Armee heranrückt, nehmen sich hunderte Einwohner das Leben. Sie schneiden sich die Pulsadern auf, vergiften oder erschießen sich; Eltern töten erst ihre Kinder und dann sich selbst, ganze Familien gehen mit Steinen beschwert ins Wasser. Bis zum Ende der DDR wird über die konkreten Umstände des beispiellosen Massensuizids geschwiegen, die genauen Opferzahlen der kollektiven Hysterie sind bis heute nicht bekannt. Heute versuchen Neonazis die Leerstelle zu besetzen und für ihre Zwecke zu missbrauchen. An jedem 8. Mai, dem Tag des Endes des Zweiten Weltkriegs, vollzieht sich in Demmin ein gespenstisches Ritual: Neonazis marschieren schweigend durch die Straßen der Gemeinde, in der mehrere Hundertschaften der Polizei Stellung bezogen haben und versuchen, Gegendemonstranten von der Route fernzuhalten. An diesem angespannten Tag verdichten sich hier die Risse innerhalb der deutschen Gesellschaft aufs Äußerste. In seinem Film Über Leben in Demmin geht Regisseur Martin Farkas den verborgenen Folgen der Ereignisse nach. Überlebende sprechen zum ersten Mal über die schrecklichen, lange verdrängten Erfahrungen ihrer Kindheit und Jugend. Farkas erkundet, welche Spuren die Traumatisierung und das Schweigen darüber bei den Nachgeborenen hinterlassen haben – und wie tief sie in unsere Gegenwart hineinwirken. Die Stadt wie er sie in diesem genau beobachteten, komplexen und aufrichtigen Film schildert, erscheint tief gespalten. Neben dem Wunsch nach Versöhnung und dem Willen zu einer ehrlichen Aufarbeitung stehen Hass und Feindseligkeit. So eröffnet der Film an diesem exemplarischen Ort einen neuen Blick auf den heutigen, weiterhin schwierigen Umgang der Deutschen mit ihrer Geschichte.